Familienbedarfsanalyse / Auftragsklärung
Gott schläft im Stein,
atmet in der Pflanze,
träumt im Tier
und erwacht im Menschen.
Rabindranânath Tagore
Rheinufer Meerbusch
Familienbedarfsanalyse / Familiendiagnostik
Ausgangslage /
Es kommt immer häufiger vor, dass Probleme in Familien auftreten, die diese sich nicht erklären bzw. die sie nicht verstehen können. Oftmals ist es ein Familienmitglied, das sich plötzlich „komisch“ benimmt, während sich der Rest der Familie fragt, was eigentlich los ist. Darüber hinaus kommt es immer wieder auch vor, dass sich Kindergärten, Schulen oder andere öffentliche Stellen an die Eltern wenden und ein Problemverhalten des Kindes oder des Jugendlichen beschreiben, welches diese sich gar nicht erklären können. Ein weiteres, gut bekanntes Phänomen ist, dass sich Jugendliche plötzlich zurückziehen, aggressiv auftreten oder sich vollständig verweigern, sodass sich Eltern die Frage stellen, ob dies noch pubertäres Verhalten ist oder etwas anderes dahinter steckt.
Ziele /
Die Familien-Bedarfsanalyse hat ihren Ursprung in der Familientherapie und ist hier sozusagen ein sinnvolles vorgeschaltetes Modul, um zunächst den grundsätzlichen Unterstützungsbedarf der Familie zu klären. Dabei können auch ganz pragmatische Empfehlungen, wie beispielsweise eine Vereinsanbindung für eines der Kinder oder der Rat, sich mehr „Eigenzeit“ zu gönnen, herauskommen.
Da die Bedarfsanalyse auf dem systemischen Ansatz der Familientherapie beruht, wird ein Problem als zurzeit bestmögliche Lösung eines (Familien)-Systems betrachtet, das in der Jetzt-Situation eine bestimmte Funktion hat. Ziel ist es daher, die Strukturen der Familie zu explorieren, das heißt zu analysieren, welche Grenzen es gibt, wie die Kommunikation verläuft, wie die einzelnen Beziehungen zueinander sind, ob es (verdeckte) Konflikte gibt, welche familiäre Rollen vorhanden sind etc. Die Ergebnisse dieser ersten Bedarfsanalyse sind als vorläufige Hypothesen zu verstehen, die zutreffen können, aber nicht müssen.
Es geht in erster Linie darum, die Abläufe innerhalb einer Familie besser zu verstehen, um daraus resultierend eine Erklärung für das Problemverhalten zu finden und eine Idee dazu zu entwickeln, was der Familie helfen könnte.
Ablauf /
Zunächst findet ein Erstgespräch statt, bei dem es noch nicht erforderlich ist, dass alle relevanten Familienmitglieder anwesend sind. Es geht zunächst darum die Motivation und die persönlichen Ziele zu klären und auch zu ergründen wer gerade am stärksten unter dem Problem leidet. Im weiteren Verlauf finden regelmäßige Gespräche in unterschiedlichen Settings statt, so finden beispielsweise mal nur Gespräche mit den Eltern statt, mal nur mit einem einzelnen Elternteil, mal nur mit den Geschwistern etc. - je nach Problemlage.
Es werden dabei unterschiedliche Methoden eingesetzt, so wird z.B. ein Genogramm (Stammbaum) erstellt, mit dem Familienbrett gearbeitet, Familienaufstellungen durchgeführt, und es werden weitere Methoden angewandt. Um schnell zu einem Ergebnis zu kommen, bieten sich wöchentliche Termine für einen Zeitraum von drei Monaten an.
Am Ende dieser ersten dreimonatigen Beratungsphase werden die vom Berater gemachten Beobachtungen und Hypothesen besprochen und eine Empfehlung für das weitere Vorgehen gegeben, wobei es auch sein kann, dass sich durch die Arbeit der Bedarfsanalyse das bestehende Problem schon auflösen ließ.
Durch langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit den unterschiedlichsten Familiensystemen konnten unsere Berater etliche Erkenntnisse, Methoden, Vorgehensweisen, Techniken und Hilfestellungen entwickeln, die es ermöglichen, in dem hier beschriebenen ersten Beratungsbaustein die besonderen Konfliktthemen und problematischen Schwerpunkte in einer umfassenden Bedarfsanalyse zusammen mit der Familie herauszuarbeiten.
Auf diese Weise kann ein Beratungskonzept geplant werden, das themenzentriert und gestuft nach Problemstärke vorgeht und den auf die Anamnese folgenden Beratungsbaustein skizziert. Familien erfahren so sehr früh, was die Inhalte der Beratung sein können und es fällt ihnen erfahrungsgemäß dann leichter, widerstrebende Familienmitglieder von einer Familienberatung oder einer Familientherapie zu überzeugen und sich gemeinsam zu entscheiden. Umgekehrt besteht nach jedem Baustein immer die Möglichkeit, die Beratung danach abzuschließen und die ersten Effekte in der Familie zu erproben.
Wenn Sie sich zu einer Bedarfsanalyse ihrer gegenwärtigen familiären Themen entscheiden, ermitteln wir mit Ihnen gemeinsam Schwerpunktthemen, die sich gruppieren nach:
· Familienkrise /
· Konfliktthemen /
o Aktuell schmerzhaft, schwierig, konfliktgeladen zwischen bestimmten Familienmitgliedern
o Grundlegende überdauernde Konfliktthemen
o Vertrauensfragen
· Familiäre Rollen /
o Sind die Elternrollen klar verteilt
o Gibt es einen Sündenbock
o Gibt es ein Sorgenkind
· Leidende Familienmitglieder /
o Wer benötigt sofort Hilfe
· Allgemeiner Beratungsbedarf /
o Stehen Themen an wie Veränderung, Entwicklung
o Wird ein Moderator für Familiengespräche gesucht
· Ressourcen, Stärken, Energiequellen /
o Individuelle Fähigkeiten der einzelnen Familienmitglieder
o Helfende andere Bezugspersonen (Verwandte, Freunde)
o Kraftquellen wie Hobbies, Sport, Vereine
Hintergrundbild: Voerde > Blick auf Rheinvorland bei Perrich